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1. Gegenwart:
Der Mangel an zukunftsweisenden Zielsetzungen ermattet den
politischen Gestaltungswillen vieler Bürger, wohingegen die Betonung
Aufbruch orientierter gesellschaftlicher Ziele das
Potential für Begeisterung und Faszination beinhaltet.
Politische Leitgedanken, wie soziale Marktwirtschaft oder
Dienstleistungsgesellschaft erstreben die Optimierung des Bestehenden,
christliche Prinzipien (CDU/CSU) sind in einer pluralistischen Gesellschaft nicht
für jedermann verbindlich, sozialdemokratische Inhalte (SPD) setzen sich für die
gerechte Verteilung des Mehrwerts ein, nicht aber unbedingt für seine
Erwirtschaftung, liberale Ziele (FDP) blieben in langen Jahren verschwommen,
linke Ideen (SED) scheiterten an der Praxis, die Programmatik
der freien Wähler (FW) ist im Fluss, rechte Tendenzen (AfD) zur Wiederbelebung
überwundener Vergangenheiten, ebenso wie Verhinderungstendenzen
bei manchen Bestrebungen der Grünen beinhalten Rückschritt, anstelle
des im harten globalisierten Wettstreit erforderlichen Fortschritts zur
Erzielung eines höheren gesamtgesellschaftlichen Mehrwerts.
2. Zielsetzung:
Eine parteiübergreifende Zielvorstellung für die Anpassung der
demokratischen Gesellschaft an zukünftige Entwicklungen
ergibt sich aus Vorstehendem nicht, obwohl geeignete Zielsetzungen bereits
im Leben der einzelnen Bürger von erheblicher Bedeutung sind.
Die Orientierung an zukunftsweisenden aber weltanschaulich
vergleichsweise neutralen Zielen kann deshalb zu einem
wichtigen gesellschaftlichen Motivator werden.
Die "Soziale Innovationsgesellschaft" gestaltet im demokratischen Rahmen
aus der Gegenwart heraus einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert
mit Bestand für die Zukunft, unter Berücksichtigung der Lehren der
Vergangenheit, indem sie sich Ressourcen schonende, umweltverträgliche
und nachhaltige Innovation in sozial ausgewogener Weise zum Ziel setzt.
Innovationsrichtungen einer sozialen Innovationsgesellschaft
betreffen den technischen Sektor als Motor, wie z.B. Industrie 4.0,
Fertigung mittels 3D-Druck oder den Aufbau effizienterer Organisationsstrukturen,
ebenso wie die sozialen und zwischenmenschlichen Bereiche
mit Vereinbarkeit von Beruf, Kinderziehung und Altenpflege (z.B. Verbesserung
der Situation pflegender Angehöriger) sowie Kollegialität im
unmittelbaren Arbeitsumfeld, bei Wettbewerb zwischen Arbeitsgruppen und Firmen.
Dies erhöht die persönlichen Zufriedenheit und Einzeleffizienz
und damit die gesamtgesellschaftliche Leistungsfähigkeit.
Der Begriff soziale Innovationsgesellschaft
war ungebräuchlich
(2011), wurde
in sozialen Teilbereichen (ref.1) angedacht (2014), entscheidend
ist jedoch die Verkopplung von technischer und
sozialer Innovation in einer eigenständigen europäischen
Entwicklung.
Anverhandelte Verträge, wie TTIP (Transatlantic Trade and Investment
Partnership) oder TISA (Trade in Services Agreement) Abkommen
können eine Methuenisierung Europas bewirken, wie etwa
der Methuenvertrag
(1703) zwischen England und Portugal, der zur Vormacht des wirtschaftlich Stärkeren
und Abgleiten des ehemals
einflussreichen Portugals
(1494) in die Nachrangigkeit unter einer "win/win" Strategie
(ref.2) des "Braten und Brösel" Typs führte.
Europäische Bürger sollten sich nicht mit Bröseln zufrieden geben, solche
Abkommen ablehnen und im friedlichen Wettbewerb der Völker
selbst richtungweisende Neuerungen entwickeln.
3. Zukunft:
Deutschland befreit sich gegenwärtig von den Fesseln atomarer und fossiler
Brennstoffe. Die dafür erforderlichen gesellschaftlichen Anpassungen
können einen Aufbruch zu neuen Ufern auslösen.
Gesamtgesellschaftliche Ziele müssen mit ihrer Aufbruchstimmung die
Jugend begeistern, wie etwa zu Zeiten Präsident Kennedys
die Ankündigung der Mondlandung innerhalb der nächsten 10 Jahre, die
tausende junger Menschen zum Ingenieurstudium bewegte, um selbst an
dieser Aufgabe gestaltend mitzuwirken.
Eine derartige Aufbruchstimmung entsteht mit einem attraktiven Ziel
durchaus wieder.
Kann ein solches z.B. die Digitalisierung sein ?
Unwahrscheinlich, angesichts weit verbreiteter Furcht vor
Arbeitsplatzverlust durch künstliche Intelligenz gesteuerte
Fabriken sowie dem von vielen Menschen als bedrückend empfundenen
Verlust der Privatsphäre durch die allgegenwärtige Ausforschung bei der
Nutzung von Internetdiensten.
Die Schülerproteste "Fridays for Future" setzen sich in vielversprechender
Weise "für" etwas ein, ganz im Gegensatz zur 1968 Generation, die
"gegen" bestehende Strukturen aufbegehrte.
Entsteht durch den Drang, den Planeten zu retten, z.B. Faszination für die
Entwicklung neuer Techniken der regenerativen Energiegewinnung, etwa
der CO2 neutralen Treibstoffsynthese ("kill the climate killer"),
so kann eine engagierte Jugend einen Innovationsschub in Gang setzen, der
durch die Bereitstellung zielgerichteter Forschungsgelder nachhaltiger
befördert wird als durch Verbote (Innovation statt Verbote).
Die Treibstoffsynthesetechnik muss zwar weiter optimiert werden,
neue Bürden, wie etwa bei der Endlagerung radioaktiven Mülls im Rahmen der
Atomstromgewinnung, treten dabei aber nicht auf.
Neben der Verminderung des klimaschädlichen CO2 Ausstoßes
sinkt zusätzlich die wirtschaftliche Abhängigkeit von Erdöl- und Erdgasimporten.
Im Rahmen der Energiewende kann Wasserstoff
durch Elektrolyse von Wassermolekülen erzeugt und zusammen
mit CO2 zu Methangas (Sabatiersynthese) oder Flüssigtreibstoffen
(Fischer Tropsch, ref.3,4)
verarbeitet werden.
CO2 entsteht bei Industrieprozessen (z.B. Zementherstellung,
Hochofenbetrieb, Müllverbrennung) oder ist direkt aus Luft oder
natürlichen CO2 Quellen anreicherbar.
Auf künstlichen Inseln in Meereswindparks könnte
erzeugte Elektrizität zur Wasserstoffgewinngung mit
unmittelbar nachgeschalteter Methan- oder Treibstoffsynthese
eingesetzt werden.
Die Syntheseprodukte werden über Rohrleitungen ins Festlandgasnetz
eingespeist oder in Treibstoffbehältern im Hinterland gelagert.
Aufwendige Installationen von Elektroleitungen zum Festland,
oder der Energieaufwand zur Verflüssigung (Kühlung) sowie der
Weitertransport des erzeugten Wasserstoffs entfallen bei diesem Konzept.
Methan kann CO2 neutral auch in Biogasreaktoren
erzeugt werden und zur Herstellung z.B. von Methanol zur
Elektrizitätsgewinnung in Brennstoffzellen oder von Äthanol
für Verbrennungsmotoren eingesetzt werden.
Die CO2 neutrale Treibstoffsynthese kann die
Entwicklung von Elektrohybridfahrzeugen mit Strom erzeugenden
Brennstoffzellen oder schadstoffarmen sowie sparsamen
Verbrennungsmotoren zur Stromerzeugung für den Elektroantrieb
befördern.
Die Verteilung synthetischer Flüssigtreibstoffe kann
kostengünstig über das bestehende Tankstellennetz erfolgen.
Kleinere Batterien als bei Ladestationen betriebenen Elektroautos
reichen in solchen Fahrzeuge aus, während
die gleichzeitige Aufladung einer Vielzahl umweltschädlich
erzeugter Großbatterien in bisherigen Elektroautos möglicherweise zu
Engpässen in der Stromversorgung der Ladestationen führt.
Signifikante Ladezeiten bei diesem Entwicklungsweg
verursachen zudem erhebliche Zeitverluste für Fahrer sowie
Fahrzeugverfügbarkeit.
Treibstoffsynthese statt Palmöl-oder Zuckerrohrplantagen,
mit Ersatz von BioDiesel/Bioäthanol durch SynDiesel/Synäthanol
als Anfangsziel, könnte der Ausgangspunkt für eine Fülle technischer
Neuentwicklungen sein, mit Sicherung von Arbeitsplätzen und allgemeinen
Lebensgrundlagen etwa in ehemaligen Stein- und Braunkohlerevieren
(innovative Reindustrialisierung).
Gleichzeitig verbliebe der überwiegende Teil der dabei entstehenden
Gewinne in Europa (Energieunabhängigkeit).
Zusätzlich könnten bei der Anlagenherstellung Alleinstellungsmerkmale
erzielt werden, die längerfristig deren erfolgreichen Export sichern,
was erfolgversprechender ist als die Finanzierung kostenintensiver
Aufholjagden, die angesichts hoher internationaler Entwicklungsgeschwindigkeiten
nicht selten scheitern, wie z.B. bei elektronischen Bauteilen, Computern,
Mobiltelefonen, Fernsehern, Kameras oder Solarmodulen.
Insgesamt ist Innovationsfreudigkeit eine fundamentale Triebsfeder für die
Sicherung der zukünftigen Bewohnbarkeit der Erde unter menschenwürdigen
Bedingungen.
Weiterhin erhöht eine schlagkräftige und möglichst eigenständige
europäischen Digitalwirtschaft das wirtschaftliche Potential und
vermeidet die fremdbestimmte digitale Gleichschaltung
und transnationale Synchronisation der Menschen mit
Gefahr persönlichen Identitätsverlusts und ungeschützter Privatsphäre.
Gleichermaßen bedeutsam ist die Befreiung vom Konzept des
Wirtschaftswachstums durch Verbrauchsteigerung
bei verkürzter Produktlebensdauer (Obsoleszenz).
Eine solchermaßen übersteigerte Verbrauchswirtschaft (Strohfeuerwirtschaft)
bereichert Großkonzerne, verarmt aber durch häufige Kaufaufwendungen
auf die Dauer die Bürger, die eher an einer für sie viel nützlicheren
Bestandswirtschaft mit Bildung von Wohnungseigentum, angemessener
Kinderausbildung, ausreichendem Rentenniveau sowie Vorsorge
für menschenwürdige Pflege im Alter interessiert sind.
Die Bestandswirtschaft verhindert zudem den Missbrauch
menschlicher Arbeits- und Innovationskraft für Strohfeuerziele,
bewahrt die Ressourcen des Planeten und bewirkt sinnstiftenden
gesellschaftlichen Zusammenhalt durch Aufbruch in eine neue
europäische Entwicklungsphase.
Eine auch zukünftig erfolgreiche Gesellschaft erarbeitet
mit dem Konzept Erwerb vor Verteilung
zunächst die Gelder, die sie in der Folge ausgibt.
Wird Erspartes unter Gleichheitsgesichtspunkten staatlicherseits
systematisch "gerecht" wiederverteilt, herrscht Missstimmung bei Gebenden
("zu viel"), und Nehmenden ("zu wenig"), die
Investitionskraft z.B. zum Bausubstanzerhalt ("Dach über dem Kopf")
sinkt, wie weiland im real existierenden Sozialismus der ehemaligen DDR,
bei gleichzeitigem Anstieg der gesamtgesellschaftlichen Unzufriedenheit.
Kaufen außereuropäische Investoren systematisch Hochtechnologieunternehmen
sowie im größerem Maßstab öffentliche und private Wohnungsbestände, land- und
forstwirtschaftliche Flächen, Krankenhäuser, medizinische Praxen und
Versorgungszentren oder übernehmen sie nationale Planungskompetenzen,
entstehen möglicherweise nicht mehr aufholbare know-how Verluste, erhöhte
Lebenshaltungskosten (Mieten), Ausweitung des Niedriglohnsektors, veränderte
Agrarstrukturen, Medizin als Geschäft und nicht als Dienst am Menschen, sowie
eine zunehmende Fremdbestimmung (z.B. Steuerung der Gesellschaftsentwicklung durch
künstliche Intelligenz) bei gleichzeitigem Gewinntransfer des von Europäern erwirtschafteten
Mehrwerts ins Ausland, ein Trend dem durch einen nachhaltig innovativ orientierten
Eurokapitalismus sozialer Prägung entgegengewirkt werden könnte.
Die geistige und kulturelle Vielfalt Europas ergibt eine
reichhaltige Gestaltungskraft für die Zukunft.
Zielvorstellung sollte die Verwirklichung eines Staatenverbunds
mit gebündelter geistiger Vielfalt, und nicht die Schaffung
einer europäischen Sammelnation
(Schmelztiegel) mit Einheitssprache sein.
Die Bereitstellung Aufgaben orientierten Entwicklungsbudgets für
europäische Gemeinschaftsaufgaben, wie etwa Grenzsicherung (FRONTEX),
Verteidigung sowie Luft- und Raumfahrt (Airbus, Ariane) im Verein mit
kontrollierter Fachkräftezuwanderung ermöglicht innovative
Technologieentwicklungen und steigert die militärische
Abwehreffizenz bei weitgehendem Erhalt der nationalen
Finanzsouveränität.
In der Vergangenheit beförderten die Schrecken
der beiden Weltkriege den europäischen Zusammenschluss.
In dem Maße, wie die Vergangenheit aus dem Blickpunkt
der Menschen verschwindet, liegt das Zukunftspotential
der europäischen Staatengemeinschaft in der Erarbeitung und
Verwirklichung neuer Konzepte durch die den Menschen
dieser Region eigene intellektuelle Vielfalt.
Dieser neue Aufbruch in die Zukunft könnte auf nationaler Ebene
durch diesbezüglich mit Blick nach vorne gerichtete Parteien,
wie z.B. Deutsche Fortschrittspartei, Aufbruch für Deutschland
bzw. Europa oder durch existierende Parteien vorangetrieben werden.
4. Referenzen
1. Jutta Schwengsbier, Mirko Schwanitz (2014). Der deutsche
Wohlfahrtsstaat zwischen Lobbyismus und sozialer Innovationsgesellschaft.
epubli Verlag, Berlin.
2. François de Callières (1716). De la Manière de négocier avec les Souverains.
Amsterdam. S.160-172.
3.
Sunfire (2019), Dresden
4. Wei, J et al. (2017). Directly converting CO2 into a gasoline fuel.
Nat. Commun. 8, 15174 doi: 10.1038/ncomms15174.